Am 14.11.2024 fand im Forum Stadtpark die von Univ.-Prof. Dr. Nassim W. Balestrini (Zentrum für Intermedialität in Graz, CIMIG) organisierte und moderierte Veranstaltung „Die (Un-)Sichtbarmachung des sozialen Wohnungsbaus Robin Hood Gardens in London: Annette Kislings fotografische Annäherung an eine verschwindende Architektur“ statt. Annette Kisling, Professorin für Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und CIMIG-Beiratsmitglied, führte eindrucksvoll in die Geschichte der Robin Hood Gardens ein—von der Konzeptualisierung durch Alison und Peter Smithson bis zur Entscheidung, die Gebäude nicht unter Denkmalschutz zu stellen, sondern sie abzureißen. Ebenso erläuterte Annette Kisling ihre künstlerische Herangehensweise der seit 2015 entstehenden Arbeit und gab faszinierende Einblicke in ästhetische Entscheidungen darüber, wie sie die sichtbaren Vorderseiten, die die Gebäude der Außenwelt zuwenden, sowie deren Umfeld darstellt.
Die engagiert geführte Podiumsdiskussion, an welcher Assoz.-Prof. Dr. Judith Laister (Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie), Priv.-Doz. Dr. Margit Peterfy (Anglistisches Seminar, Universität Heidelberg), Ao.Univ.-Prof. Dr. Klaus Rieser (Institut für Amerikanistik) und Christina Töpfer (Camera Austria International) teilnahmen, brachte zahlreiche Themen auf. Es wurde diskutiert, wie Fotografie die Architektur so in den Blick nehmen kann, dass die Menschen und das in den Gebäuden gelebte Leben zwar impliziert, aber nicht direkt abgebildet wird. Weitere zentrale Themen waren Methoden der Abstraktion, die gezielt narrative Gestaltung von Bilderfolgen, das Verhandeln von Subjektivität und das Verhältnis zwischen künstlerischer Zielsetzung und soziopolitischem Engagement, besonders im Hinblick auf Fotografie als Methode zur Erhaltung und Bewahrung von Architektur und von städtischen Gegenden, die neueren Entwicklungen weichen. Einige der etwa 40 Personen im Publikum stellten zahlreiche Fragen und äußerten ihre Eindrücke zu den insgesamt 149 Fotografien, die während der Veranstaltung anhand einer Projektion zu sehen waren. Das angeregte Gespräch zwischen der Künstlerin, der Expert:innenrunde und dem Publikum veranschaulichte das immense Interesse an Annette Kislings fotografischer Arbeit auf eindrucksvolle Weise. Da diese Arbeit zu den Robin Hood Gardens noch nicht abgeschlossen ist, dürfen wir gespannt sein, welche Form sie letztendlich annehmen wird, z.B. in Hinblick auf die Frage der intermedialen Verschränkung von Bild und Text. Der Abend klang aus bei Brötchen, Lebkuchen, Getränken und Gesprächen in kleinen Gruppen.
Das CIMIG bedankt sich nicht nur für die gute Zusammenarbeit mit dem Forum Stadtpark, der Camera Austria und den Kolleg:innen der Universitäten Graz und Heidelberg. Ein herzliches Dankeschön gebührt ebenso dem Büro der Bürgermeisterin der Stadt Graz für die großzügige finanzielle Förderung der Veranstaltung. Den von zahlreichen Anwesenden geäußerten Wunsch, Annette Kisling möge zur Präsentation der abgeschlossenen Arbeit erneut nach Graz kommen, wird das CIMIG gerne zu erfüllen versuchen.