Jahrestagung der German Society for Contemporary Theatre and Drama in English
Vom 20.-23. Juni 2019 trafen sich etwa 50 TeilnehmerInnen zur 28. CDE-Jahrestagung zum Thema „Theatre of Crisis: Aesthetic Responses to a Cross-Sectional Condition“ im Bildungshaus Mariatrost, nachdem bereits am Vorabend eine gut besuchte Auftaktveranstaltung zum Thema Klimawandel und Theater im Grazer Kunstverein stattgefunden hatte. Im Auftrag der CDE wurde die diesjährige Konferenz von Prof. Dr. Nassim Balestrini (Institut für Amerikanistik und Centre for Intermediality Studies in Graz), Prof. Dr. Maria Löschnigg (Institut für Anglistik) und Dr. Leopold Lippert (Anglistik und Amerikanistik, Univ. Wien) ausgerichtet. SprecherInnen aus sieben Ländern setzten sich mit theaterästhetischen Auswirkungen bei der Darstellung eines Lebensgefühl der unüberwindbaren Dauerkrise auseinander. Die Dramatikerinnen Mojisola Adebayo (London) und Chantal Bilodeau (New York/Montreal) stellten in ihren Keynotes auf eindrucksvolle Weise vor, wie sie Themen wie Rassismus und Klimawandel auf die Bühne bringen. Lynette Goddard (University of London) verdeutlichte ästhetische Umsetzungen von Krise in Kurzformen innerhalb des Oeuvres schwarzer Dramatikerinnen. Erin Hurley (McGill University) erläuterte, wie sich seit dem frühen 20. Jahrhundert das Theaterschaffen der englischsprachigen Minderheit in Quebec gewandelt hat im Verhältnis zum frankophonen Theater und zur gesamtkanadischen Theaterpraxis. Wendy Arons (Carnegie Mellon University, Pittsburgh) diskutierte den Begriff des Kapitalozän als Alternative zum Anthropozän anhand eines zeitgenössischen kanadischen Dramas, das in der Arktis spielt. Sibylle Baumbach (Universität Stuttgart) beleuchtete, wie manche britische Dramen die befremdliche Faszination mit den Krisen anderer Menschen so darstellen, dass das Theaterpublikum in seiner Wahrnehmung so manipuliert wird, dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen und damit die scheinbar sichere Position der ZuschauerInnen untergraben wird. In fünf Panels mit weiteren Vorträgen kam englischsprachiges Theater von Australien über Afrika bis Nordamerika und Europa zur Sprache. Die KonferenzteilnehmerInnen besuchten zudem eine Aufführung im Schauspielhaus und diskutierten dort mit den Grazer Theaterschaffenden; die Pennyless Players führten ein eigens für die Tagung geschriebenes Kurzdrama von Phil Cain auf; und die Tagung endete mit einer gemeinsamen Lesung von Mojisola Adebayos kurzem Stück über Sandra Bland, eine 28-jährige Afro-Amerikanerin, die 2015 in Texas von der Polizei aus fadenscheinigen Gründen aus ihrem Auto gezwungen, misshandelt und inhaftiert wurde und die drei Tage später tot in ihrer Gefängniszelle aufgefunden wurde. Die enge Verbindung zwischen Krise als Dauerzustand und dem ästhetischen Erleben im Theater wurde somit auf vielfältige Weise erfahrbar.
https://news.uni-graz.at/de/detail/article/theaterlektueren/
CONFERENCE TEAM:
Nassim W. Balestrini, Maria Löschnigg, University of Graz
Leo Lippert, University of Vienna
CONFERENCE VENUE:
Bildungshaus Mariatrost
Kirchbergstraße 18, 8044 Graz